Transdisciplinary disposal governance – Learning and reflexion in and between organisations and through participation of the public
The site selection procedure is participatory and citizens are to be involved as “co-designers of the procedure” (§ 5 (1) 2 StandAG). This is an understanding of participation that goes beyond information and consultation. Although participation is differently defined in participation research, there is agreement that participation – especially in this context – goes beyond formal public participation, as is customary in approval procedures in the context of commenting procedures, and includes forms of informal public participation (cf. Mbah, 2017). Further innovative forms of public participation are needed in which concepts – for participation, for learning, for reversibility, etc. – can be (further) developed. Paragraph 5 (3) stipulates a further development of the participation procedure with the public. On the one hand, this provides framework conditions and, on the other hand, opens up a scope for design, which must be designed together with different groups of actors. This requirement was formulated both before and within the framework of the sub-areas conference (cf. Brohmann et al., 2021; Ewer and Thienel, 2019; Kuhbier, 2020; NBG, 2019, 2021). Therefore, we would like to address the following research questions: What does “learning” mean in the German Site Selection Act (StandAG 2017, § 1 (2)) and how can it be governed and implemented? Who learns and under which conditions? What are the requirements and possibilities of participation and what limitations can be derived in this context?
Knowledge and information are the basis of all decision-making processes. Learning is part of a reflexive information exchange and essential for creating, transferring, and readjusting knowledge. In this respect, learning and reflexion means at least a two-way process, often multiple ways and loops. Therefore, we would like to focus on reflexive learning processes, so called double-loop learning processes (Argyris, 1977; Argyris and Schön, 1978) that consider that there should be responsive paths of knowledge transfer to generate learning through reflexion. Such reflexive learning processes may take part at different levels; individual, collective (groups, e.g. departments in an organisation), organisational, and between organisations and indirectly involved or responsible (individual and collective) actors must learn. The reflexive learning processes go beyond strategies and techniques to reach a certain goal but scrutinise certain attitudes and may lead to changes in normative values and belief systems. This is not or if at all, only to a certain extent an automatic process. Rather for systematic learning and reflexion spaces and formats are needed as well as different methods of knowledge and information transfer – mainly if it comes to the requirements of participative formats. These methods and formats as well as spaces need to be adjusted to context and time, which means that e.g. different actors need to be differently addressed and the back-bonding into the organisation and institutional routines must be considered. For this, contextual knowledge and collaboration is crucial. Participatory and transdisciplinary approaches are important key concepts which need to be filled in with actions to initiate and further develop learning processes – as understood and demanded by the StandAG and the selected literature. We give insights into findings based on literature reviews, jurisdictional analysis of the StandAG, several interviews with different actors of the procedure and with experts of different topics (regional planning, place attachment, psychology). In summary, we identified challenges for learning and give insights how to overcome or at least process them.
Das Standortauswahlverfahren ist partizipativ, die Bürgerinnen und Bürger sollen als „Mitgestalter des Verfahrens“ beteiligt werden (§ 5 (1) 2 StandAG). Dies ist ein Verständnis von Beteiligung, das über Information und Anhörung hinausgeht. Auch wenn Partizipation in der Partizipationsforschung unterschiedlich definiert wird, besteht Einigkeit darüber, dass Partizipation – gerade in diesem Kontext – über die formelle Öffentlichkeitsbeteiligung, wie sie in Genehmigungsverfahren im Rahmen von Stellungnahmeverfahren üblich ist, hinausgeht und Formen der informellen Öffentlichkeitsbeteiligung einschließt (vgl. Mbah, 2017). Es bedarf weiterer innovativer Formen der Öffentlichkeitsbeteiligung, in denen Konzepte – für Partizipation, für Lernen, für Reversibilität etc. – (weiter)entwickelt werden können. In § 5 (3) wird eine Weiterentwicklung des Beteiligungsverfahrens mit der Öffentlichkeit gefordert. Dies gibt einerseits Rahmenbedingungen vor und eröffnet andererseits einen Gestaltungsspielraum, der gemeinsam mit verschiedenen Akteursgruppen gestaltet werden muss. Diese Forderung wurde sowohl im Vorfeld als auch im Rahmen der Teilgebietskonferenz formuliert (vgl. Brohmann et al., 2021; Ewer und Thienel, 2019; Kuhbier, 2020; NBG, 2019, 2021). Daher möchten wir uns mit folgenden Forschungsfragen auseinandersetzen: Was bedeutet „Lernen“ im Standortauswahlgesetz (StandAG 2017, § 1 (2)) und wie kann es geregelt und umgesetzt werden? Wer lernt und unter welchen Bedingungen? Was sind die Voraussetzungen und Möglichkeiten der Partizipation und welche Grenzen lassen sich daraus ableiten?
Wissen und Information sind die Grundlage aller Entscheidungsprozesse. Lernen ist Teil eines reflexiven Informationsaustausches und wesentlich für die Schaffung, Weitergabe und Neujustierung von Wissen. In dieser Hinsicht bedeutet Lernen und Reflexion mindestens einen zweiseitigen Prozess, oft sogar mehrere Wege und Schleifen. Daher möchten wir uns auf reflexive Lernprozesse konzentrieren, sogenannte Double-Loop-Lernprozesse (Argyris, 1977; Argyris und Schön, 1978), die davon ausgehen, dass es reaktionsfähige Wege der Wissensübertragung geben sollte, um Lernen durch Reflexion zu erzeugen. Solche reflexiven Lernprozesse können auf verschiedenen Ebenen stattfinden: individuell, kollektiv (Gruppen, z. B. Abteilungen in einer Organisation), organisatorisch und zwischen Organisationen, wobei auch nicht-indirekt beteiligte oder verantwortliche (individuelle und kollektive) Akteure lernen müssen. Die reflexiven Lernprozesse gehen über Strategien und Techniken zur Erreichung eines bestimmten Ziels hinaus, hinterfragen jedoch bestimmte Haltungen und können zu Veränderungen in normativen Werten und Glaubenssystemen führen. Dies ist nicht oder nur bis zu einem gewissen Grad ein automatischer Prozess. Vielmehr werden für ein systematisches Lernen und Reflektieren Räume und Formate sowie unterschiedliche Methoden der Wissens- und Informationsvermittlung benötigt – vor allem, wenn es um die Anforderungen partizipativer Formate geht. Diese Methoden und Formate sowie Räume müssen an den Kontext und die Zeit angepasst werden, was bedeutet, dass z. B. unterschiedliche Akteure unterschiedlich angesprochen werden müssen und die Rückbindung an die Organisation und institutionelle Routinen zu berücksichtigen ist. Um dies zu erreichen, sind Kenntnisse der Zusammenhänge sowie Zusammenarbeit von größter Wichtigkeit. Partizipatorische und transdisziplinäre Zugänge sind wichtige Schlüsselkonzepte, die mit Maßnahmen zur Initiierung und Weiterentwicklung von Lernprozessen ausgefüllt werden müssen – so, wie es das StandAG und die ausgewählte Literatur versteht und fordert. Wir geben Einblicke in Ergebnisse auf der Grundlage einer Literaturrecherche, der Rechtsprechungsanalyse des StandAG, mehreren Interviews mit verschiedenen Akteuren des Verfahrens und mit Experten in verschiedenen Bereichen (regionale Planung, Ortsbezogenheit, Psychologie). Zusammenfassend haben wir Herausforderungen des Lernprozesses identifiziert und bieten Einsichten in die Möglichkeiten, diese zu bewältigen oder wenigstens zu erarbeiten.